Zugegeben, ich bin so gar kein Pferdemädchen. Trotzdem habe ich Brooks Roman, der im Original schlicht "Horse" heißt, verschlungen und geliebt und ja, es geht tatsächlich um ein Pferd - das berühmteste Rennpferd aller Zeiten.
Kentucky, 1850: Jarret wächst als Sohn eines Pferdeknechts in enger Verbindung mit einem braunen Fohlen auf und entwickelt sich trotz widriger Umstände (Sklaverei, Bürgerkrieg) zu einem Experten für Pferde. Der Maler Thomas Scott schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch. Eines seiner Meisterwerke wird das Gemälde eines berühmten Rennpferdes.
Washington, D.C., 2019: Jess untersucht als Wissenschaftlerin das antike Skelett eines Pferdes. Theo, ein afroamerikanischer Kunsthistoriker, findet auf dem Sperrmüll das Gemälde eines Pferdes, das ihn sonderbar berührt. Die beiden lernen sich kennen und kommen sich näher.
New York City, 1954: Galeristin Martha Jackson entdeckt ein Ölgemälde eines Pferdes aus dem 19. Jahrhundert von unbekannter Herkunft.
In 3 Erzählsträngen entwickelt Pulitzerpreisträgerin Geraldine Brooks einen unglaublich vielschichtigen Roman. "Das Gemälde" basiert zum einen auf der wahren Geschichte des siegreichen Rennpferds Lexington und enthält viele historische Fakten. So habe ich beispielsweise gelernt, dass die Stoppur tatsächlich in den 1850er Jahren in Amerika erfunden wurde, um die Zeit in Pferderennen besser messen zu können. Das Buch erzählt aber noch viel mehr: von der Grausamkeit der Menschen damals wie heute, von Kunst und Wissenschaft, von der Liebe und Besessenheit und von unserer leider immer noch offenen Rechnung mit alltäglichem Rassismus. Ein tolles Buch, das mich auf sehr vielen Ebenen unterhalten und nachdenklich gemacht hat und das auch nach der Lektüre noch nachwirkt.